Fleisch essen, Ethik und unsere menschliche Natur

18.12.2020

Tierrechtler, Tierschützer und Vegan, es wird mir oft entgegenhalten, dass "Fleisch essen in unserer Natur liegt". Als Evolutionsbiologe kann ich in der Tat bestätigen, dass Fleischkonsum unseren Vorfahren in bestimmten Phasen zu Überleben geholfen hat und die Entwicklung unseres relativ überdimensionierten Gehirns gefördert hat. Anders gesagt:

  "Wir sind von Natur aus Fleischfresser..."

Was mich zu einer weiteren Frage bringt:

Ist unser natürliches Verhalten ethisch vertretbar? 

Philosophen wie Mencius (372-289 B.C.) und Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) meinen, dass die Natur uns zum Beispiel Altruismus und Empathie "geschenkt" hat und dass das Leben in Gesellschaften jene natürlichen Tendenzen korrumpiert.Als Evolutionsbiologe bevorzuge ich aber eher die Idee des Philosophen Xunzi (300-239 B.C.), der schreibt:

 "Die Natur des Menschen ist böse; das Gute ist das Ergebnis bewussten Handelns."

 Wir sind in der Tat von Natur aus egozentrisch und begünstigen die Weitergabe unserer Gene an die nächste Generation, indem wir uns und unsere Verwandten schützen. Dieses natürliche Verhalten wird jedoch ethisch als falsch angesehen, da es die notwendige Kooperation und den Zusammenhalt in einer Gruppe und Gesellschaft nicht fördert. Mit anderen Worten: 

Ein natürliches Verhalten ist nicht automatisch ethisch gut, dies wird eher von einer Gesellschaft im Konsens definiert. Es ist daher völlig irrelevant zu behaupten, dass der Verzehr von Fleisch ethisch vertretbar ist, weil wir von Natur aus Fleischfresser sind. Nein, es sollte nach ganz anderen Kriterien argumentiert werden.